Die Ausstellung »Cycling Circles« ist ein tastender Versuch, das Medium Fotografie neu zu denken und anders zu praktizieren. Aufgrund der Klimakrise führt kein Weg an der Einsicht vorbei, dass auch die Fotografie seit jeher einen erheblichen ökologischen Fußabdruck hinterlässt. Als populäres Massenmedium ist schon die analoge Fotografie nicht nur die Chronistin, sondern auch zentrale Akteurin des Industriezeitalters und seines Rohstoff- und Energieverbrauchs. Und die durch Smartphones allgegenwärtige Digitalfotografie schreibt die Geschichte mit der speicherplatzfressenden Cloud fort. Ein schneller und bequemer Ausweg aus diesen problematischen Zusammenhängen ist nicht absehbar. Umso dringlicher erscheint die kreative Erkundung alternativer Produktions- und Sichtweisen.
In diesem Sinne verzeichnet »Cycling Circles« eine Suchbewegung, die nicht gradlinig auf vermeintlich einfache Lösungen zusteuert, sondern das Feld der Möglichkeiten umkreist, um wechselnde Blickwinkel zu ermöglichen. Studierende aus der Klasse von Ricarda Roggan, die seit 2013 als Professorin für Fotografie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart lehrt, stellen sich der Notwendigkeit eines Umdenkens und beschäftigen sich in ihren aktuellen Arbeiten mit Fragen der Nachhaltigkeit: Wie können fotografische Bilder ressourcenschonend und umweltgerecht produziert werden? Bedarf es dafür einer besonderen Formensprache? Können fotografische Kunstwerke uns vielleicht sogar zu achtsamem Handeln inspirieren?
Aus der Skepsis gegenüber dem Modell linearen Fortschritts und stetigen Wachstums folgt die Hinwendung zu einem zirkulären Ansatz der Wiederaneignung des Vorhandenen. Das Recycling von Materialien, Formen und Ideen wird als Grundprinzip einer kreativen Kreislaufwirtschaft erprobt. Trotz ihres gemeinsamen Anliegens folgen die jungen Fotografinnen und Fotografen jedoch keinem einheitlichen Verfahren, sondern gehen eigensinnig ihren individuellen Intuitionen nach und erkunden verschiedenste Themen, Werkstoffe und Praktiken. Das Ergebnis ist ein vielgestaltiger Ausstellungsparcours, der »Green Culture« als Teil des Leitbildes der Staatsgalerie um wichtige künstlerische Perspektiven bereichert.